In den 80ern bekamen die ersten Unternehmen Personal Computer – und es war eine kleine Revolution. Menschen staunten, hatten Angst, machten Schulungen, es entstanden neue Berufe. Und viele sagten: „Wenn Computer kommen, brauchen wir keine Menschen mehr.“

Heute sagt man das Gleiche – nur lauter. Nur schneller. Und viel aggressiver. Denn diesmal geht es nicht darum, Tasten schneller zu tippen. Sondern darum, dass jemand anderes für dich tippt – ohne dich zu fragen.


Teil 1 – Damals wie heute: ein Werkzeug, das uns effizienter macht

Stell dir eine Sachbearbeiterin im Jahr 1995 vor:
Sie sitzt zwischen Aktenordnern, Stempeln, Aschenbecher. Sie bekommt einen ersten PC. Der Drucker brummt wie ein Traktor. Sie denkt: Was soll ich damit? Nach ein paar Kursen merkt sie: „Wow, ich bin schneller, genauer, organisierter.“

Spulen wir vor ins Jahr 2024:
Die gleiche Rolle – aber digital. Die Emailprogramme sind voll. Teams-Chats explodieren. Geschäftsführung sagt plötzlich: Jetzt nutzen wir KI. ChatGPT. Automatisierung. Prompting.
Und unsere Sachbearbeiterin denkt wieder: „Was soll ich damit?“ Nur diesmal geht es nicht um schnell sein – sondern darum, ob sie überhaupt noch gebraucht wird.

Das Muster ist dasselbe – aber die emotionale Bedrohung diesmal tiefer.


Teil 2 – Was kulturell passiert: alte Ängste, neues Tempo

⚠ Gleiche Reaktion wie früher: Angst, Ungerechtigkeit, Überforderung

  • Früher: „Mein Chef hat schon einen PC – ich noch nicht? Bekomme ich später auch einen?“
  • Heute: „Mein Kollege nutzt KI und schafft alles doppelt so schnell. Wenn ich das nicht tue, bin ich der Dumme.“
  • Früher: „Ich muss jetzt Word und Excel lernen.“
  • Heute: „Wie soll ich bitteschön noch Prompts, GPTs, Worksheets, Automatisierung begreifen?“
  • Früher: Die Sekretärin bekam eine Schulung. Heute: Die Mitarbeiter googeln nachts heimlich „Was ist Prompt Engineering?“

Und wer keine Zeit oder Ressourcen hat? Fällt zurück.
Das macht wütend. Das spaltet Teams. Und die Unternehmen merken es erst, wenn die Kluft zu groß ist.


Teil 3 – Was diesmal härter trifft

1️⃣ Kontrollverlust

Ein PC hat gemacht, was du ihm gesagt hast.
Eine KI macht plötzlich Vorschläge, trifft Entscheidungen, generiert ganze E-Mails – und du hast das Gefühl, DU bist nur noch die Kontrollinstanz. Aber wenn du nicht aufpasst, schreibt sie etwas „in deinem Namen“, das du gar nicht so meinst. Aus Hilfsmittel wird eine Stimme.

➡ Viele spüren: „Ich verliere das Steuer – langsam aber sicher.“

2️⃣ Wahrheit verschwimmt

Früher hast du ein Word-Dokument geschrieben und unterschrieben. Heute bekommst du ein PDF – und weißt nicht: Mensch oder Maschine? Wahrheit oder PR-Lüge?
Bilder, Stimmen, Videos – alles kann KI fälschen. Vertrauen bricht schneller weg als jede Effizienzsteigerung.

3️⃣ Geschwindigkeit ist brutal

PC-Adoption dauerte 10–15 Jahre. KI rollt in 10–15 Monaten durch Wirtschaft, Schule, Behörden. Menschen haben keine Zeit einzuatmen. Jeder Workshop wirkt sofort veraltet. Die Überforderung wird als „Technologiebegeisterung“ verkauft. Und wer jetzt nicht schwimmt, geht unter.


Teil 4 – Gesellschaftliche Folgen: Gewinner, Verlierer, stille Verletzungen

  • In Vorständen wird KI als „Gamechanger“ gefeiert.
  • In Teams entsteht Stress, Schuldgefühl, Druck: „Bin ich nicht mehr gut genug?“
  • Manche fühlen sich endlich effizient.
  • Andere fühlen sich das erste Mal im Leben abschaltbar.

Und die größte Gefahr? Dass darüber nicht gesprochen wird. Weil es „peinlich“ wirkt, wenn man hinterherhinkt. So entsteht stille Ohnmacht.

Vergleich: PC vs. KI – mit neuer emotionaler Tiefe

Fazit – diesmal geht es um Identität, nicht nur um Effizienz

Der PC hat uns stärker gemacht – aber wir blieben am Steuer.
KI macht vieles für uns – doch wir merken: Sie fährt plötzlich selbst.

Ohne Orientierung wird aus Produktivität Kontrollverlust.

Die eigentliche Frage ist nicht, ob wir KI nutzen.
Sondern: Wer kontrolliert hier wen – und wie schützen wir den Menschen darin?


Wie erlebst DU das gerade?
Faszination oder Hilflosigkeit? Begeisterung oder Stress?
Nutze KI – aber sprich auch darüber, wie es dich emotional trifft.

Teile gerne deine Erfahrung – 📩 oder schreib mir direkt:

✍️ „Wann hattest du das Gefühl: Jetzt überholt mich die Maschine?“